Jetzt mach’ doch nicht gleich so ein Drama! Manchmal entwickelt sich eine Situation völlig überraschend zu einem kleinen oder größeren Drama. Alles wird ein bisschen intensiver und emotionaler, als es vielleicht sein müsste. Eine sachliche Ansicht und/oder Beurteilung der Situation ist kaum möglich – in den meisten Fällen sogar unmöglich. Und da wären wir dann auch schon mittendrin, im "Lebensdrama".
Emotionen dominieren die Sichtweise und Urteilsfähigkeit.
Deshalb möchte ich dir hier eine Technik aus meinem Leben als Filmproduzentin und Regisseurin vorstellen: die Filmtechnik.
Beim Filmdreh wird nah an die Szene und die Menschen herangezoomt und so geschnitten, dass sie möglichst groß und eindrucksvoll im Close-up – „larger than life“ – eben dramatisch und übergroß dargestellt wird.
Genau so fühlt sich Drama an: groß und übermächtig, facettenreich und sehr eindrücklich. Manchmal sogar bedrohlich.
Drama hilft, im Film Spannung und Emotionen aufzubauen. Brauchen wir das Gleiche in unserem Leben? Eher nein. Erst recht nicht bei negativen Themen.
Die Filmtechnik: Der Weg raus aus dem Drama
Wenn du also in das Drama fällst oder dazu neigst, die Dinge, die dir im Leben begegnen, dramatisch und dramatisierend wahrzunehmen, dann nutze folgende Vorgehensweise, um auf dem Fahrersitz zu bleiben und weiterhin das Steuer in der Hand zu behalten:
Schritt 01:
Zoom dich sich aus der Szene heraus und begib dich in eine Beobachterposition: in die Vogelperspektive.
Stell dir diese Fragen: Was passiert gerade? Wie ist das größere Bild? Wie sieht die Szene aus der Ferne aus?
Schritt 02:
Dreh den Ton ab. Wie beim Fernsehgerät, schalte leise, auf mute.
Stell dir jetzt diese Frage: Wie sehen die Bilder ohne Ton aus? Was genau siehst du?
Ein Beispiel.: Du siehst den offenen Mund, hörst jedoch du kein Schreien.
Schritt 03:
Zieh jetzt auch noch die Farbe aus der Szene, so dass du ein schwarz-weißes Bild erhältst.
Ergebnis: Jetzt bist du Beobachter deiner Szene ohne Ton und ohne Farbe.
Der Nutzen für dich
Das Heraus-Zoomen und damit das Ent-Dramatisieren bringt Distanz. So hast du die Möglichkeit, von außen sachlich und wesentlich neutraler auf die Situation zu schauen. Du nimmst wahr, was gerade wirklich passiert.
Du trennst in der Bewertung deine persönliche Betroffenheit von der eines neutralen Beobachters und versachlichst deinen Blick auf die Situation.
Sprich, du springst aus der Opferrolle in die Beobachterposition und kannst damit den emotionalen Treiber für deine nachfolgenden Handlungen reduzieren. Du verwandelst deine Bewertung von emotional, oder sogar irrational, hin zu einem rational faktischen Betrachtungswinkel.
Das schützt dich!
Wie oft tun oder sagen wir etwas, was wir hinterher bereuen oder lieber nicht gesagt oder getan hätten – in der Hitze des Gefechts.
Überlass das Drama dem Film oder Theater. Der Ausstieg aus dem Drama ist wohltuend. Für den, der im Drama steckt und für alle beteiligten Personen.
Die Filmtechnik – Heraus-Zoomen, Ton weg, Farbe weg – trägt entscheidend dazu bei, die Situation zu beruhigen.
Eine neu gewonnene Sachlichkeit kann Einzug erhalten. Ziel ist es, eine bewusst sachliche Handlungsfähigkeit in deinem Sinne herzustellen.
Probier es aus! Funktioniert garantiert, wenn du im entscheidenden Moment daran denkst.