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Was heißt hier Liebe? Selbstliebe ist angesagt!

Marita Eckmann
Selbstliebe - Kolumne Spirit Me Magazin

Haben dir deine Eltern auch beigebracht, zu anderen Menschen freundlich zu sein? Ich bin in einem Dorf aufgewachsen und da wir ein Geschäft hatten, kannte mich jeder. Deshalb brachten mir meine Eltern früh bei, freundlich zu grüßen, wenn ich im Ort unterwegs war. Und so bin ich zu einem recht umgänglichen Menschen geworden.


Leider bin ich zu mir selbst nicht immer ganz so freundlich wie zu anderen Menschen. Mit niemandem bin ich so unnachgiebig und unfreundlich wie mit mir selbst. Nicht immer, aber noch zu oft.


Woran liegt das eigentlich und was hat das mit Selbstliebe zu tun?


Die Gründe für die Unfreundlichkeit mit uns selbst sind vielschichtig und darum soll es heute auch nicht gehen. Die Vergangenheit können wir nicht verändern, allerdings haben wir selbst einen großen Einfluss auf das Jetzt und die Zukunft, die daraus entsteht.


Grund genug, anders mit uns umzugehen und uns selbst ein bisschen mehr zu lieben. Aber wie geht das eigentlich und was genau ist Selbstliebe?


Was ist Selbstliebe?

Ich gestehe, dass mir die Definition etwas schwer fiel. Das Wörterbuch mit seiner Definition von "egozentrischer Liebe zur eigenen Person" war dabei keine besonders große Hilfe. Das Wort „Selbstliebe“ gehört für mich zur Kategorie Erfolg, Erfüllung, Glück & Co. . All diese wunderbaren Worte, die fast schon inflationär verwendet werden, sagen alles und gleichzeitig nichts.


Deshalb habe ich mich für diese Ausgabe auf die Suche gemacht.


Wie ich Selbstliebe definiere

Unter Selbstliebe verstehe ich die bedingungslose Liebe zu mir selbst. Mich selbst zu lieben bedeutet, mich mit all meinen Facetten, meinen Stärken und Schwächen anzunehmen und zu akzeptieren - und zwar ohne Wenn und Aber. Es bedeutet auch, meine Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen wahrzunehmen und sie vor allem zu achten. Und indem ich das tue, achte und respektiere ich mich selbst.


Wenn ich mich selbst nicht liebe und achte, wer soll es dann tun?


Schließlich bin ich der wichtigste Mensch in meinem Leben. Mit keiner Person verbringe ich so viel Zeit, wie mit mir selbst. Mit niemandem durchlebe ich so viele Höhen und Tiefen, wie mit mir selbst. Es ist die intimste Beziehung, die ich habe - 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.


Grund genug, mich selbst zu lieben.


Und mich genauso anzunehmen, wie ich nun einmal bin. Egal, wie ich gerade bin. Das hat nichts mit Egoismus, Eitelkeit oder Narzissmus zu tun. Es geht darum, mit mir selbst freundlich, respektvoll und verständnisvoll zu sein. Mich selbst nach allen Kräften und Möglichkeiten zu unterstützen.


Genau so, wie ich es mit anderen Menschen ebenfalls tun würde.


Und genau das ist der springende Punkt. Denn oft sind wir zu anderen so viel netter und verständnisvoller als zu uns selbst. Ich bin da keine Ausnahme. Mit den wenigsten Menschen rede ich so wie mit mir selbst: unfreundlich und kritisierend. Warum mache ich das eigentlich? Es hilft mir ja noch nicht einmal weiter!


Warum ist Selbstliebe wichtig?

Bei der Selbstliebe geht es um die Beziehung mit uns selbst. Sie ist die Grundlage für so vieles in unserem Leben! Wenn ich zu mir selbst freundlich und wertschätzend bin, werde ich es auch zu anderen Menschen sein. Wenn ich auf meine Bedürfnisse achte, werde ich auch auf die meines Gegenübers achten können. Und wenn ich mich selbst liebe, kann ich auch andere Menschen lieben.


Welchen Einfluss die Selbstliebe auf unsere Beziehungen, und damit auch auf unser Wohlbefinden hat, war mir in dieser Dimension tatsächlich nicht bewusst.


Aber es wird ja noch schöner. Menschen, die sich selbst lieben, achten und schätzen, haben mehr Selbstvertrauen und können mit Rückschlägen und Kritik sehr viel gelassener umgehen. Warum? Weil sie ihre Identität nicht von anderen abhängig machen.


Wie kann ich Selbstliebe entwickeln?

Ich habe die leise Vermutung, dass es ein lebenslanger Prozess ist, sich selbst zu lieben - sich lieben zu lernen. Denn die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse spielen dabei eine große Rolle. Die gute Nachricht ist, dass wir Selbstliebe entwickeln und stärken können:


Erkenne deine Stärken und Talente


Jeder hat ganz individuelle und besondere Fähigkeiten, Stärken und Talente. Viele davon sind so selbstverständlich, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen. Deshalb ist es wichtig, genau hinzuschauen, sie zu erkennen und wertzuschätzen.

Als das, was unsere einzigartige Persönlichkeit ausmacht.


Viel zu oft haben wir den Fokus auf unseren Unzulänglichkeiten und Schwächen, weil sie uns im Alltag behindern. Nimm dir deshalb immer wieder Zeit, dich selbst und deine Besonderheiten wahrzunehmen, sie wertzuschätzen und dich darüber zu freuen.



Akzeptiere deine eigenen Schwächen


Niemand ist perfekt. Manches geht uns leicht von der Hand und anderes dagegen will uns einfach nicht gelingen. Wir machen Fehler und manchmal fühlen wir uns unfähig. Die Kunst besteht darin, auch diese Seiten zu akzeptieren und liebevoll anzunehmen.


Das Leben ist ein Wachstums- und Entwicklungsweg und so manche vermeintliche Schwäche hat sich schon zu einer wertvollen Fähigkeit entwickelt. Meist sind wir selbst unser größter Kritiker. Sei dir dessen bewusst und lerne geduldig und gnädig mit dir selbst zu sein.



Achte auf deine Grenzen und trete für sie ein


Je besser ich meine Stärken, Schwächen und Bedürfnisse kenne, umso besser kann ich auf meine Grenzen achten. An der Stelle muss ich selbst gut für mich sorgen. Das hat mich Achtsamkeit, Wertschätzung und Respekt mir selbst und meinem Sein gegenüber zu tun. Nimm deine Grenzen wahr und lerne, sie zu achten und zu kommunizieren.



Sorge gut für dich selbst


Wir können nur gut für andere sorgen, wenn es uns selbst gut geht. Je mehr du deine Bedürfnisse kennst, umso besser kannst du dir das geben, was du für dein seelisches und körperliches Wohlbefinden benötigst. Finde heraus, was du wann brauchst und sorge gut für dich.



Sei freundlich und verständnisvoll zu dir selbst


Ich stelle immer wieder fest, dass ich zu anderen Menschen sehr viel freundlicher bin, als zu mir selbst. Und zwar unabhängig von meiner eigenen Stimmungslage! So grausam, wie ich manchmal mit mir selbst spreche, würde ich nie mit einer anderen Person reden.


Niemand ist perfekt, wir haben alle unsere Stärken und Schwächen. Auch du. Nimm wahr, wie du mit dir umgehst und lerne, liebevoll und achtsam mit dir zu sein. Und vor allem: sei geduldig mit dir!



Feiere dich und freu' dich über deine Erfolge!


Nein, das hat nichts mit Egozentrik oder Narzissmus zu tun, sondern mit Achtsamkeit und Wertschätzung uns selbst gegenüber. Feiere dich für deinen Mut, deine Entschlossenheit und feiere dich, wenn du trotz einer Enttäuschung oder einem Misserfolg aufstehst und weitergehst.


Achte auch auf die kleinen Schritte und erkenne, was du schon erreicht hast. Damit machst du dich unabhängig von Lob und Anerkennung im Außen.



Lerne, dich kennen, lieben und wertschätzen durch Selbstreflexion


Ich bin schon immer andere Wege gegangen. Dafür wurde ich oft belächelt und manchmal musste ich ordentlich Kritik einstecken. Und weil das Feedback von außen wenig hilfreich war, habe ich begonnen, mir selbst Feedback zu geben, indem ich mich selbst reflektiere.


Dafür gehe ich abends gedanklich den Tag durch und frage mich, was mir gelungen ist, was nicht und was ich daraus gelernt habe. Ich schaue, wo ich mir etwas Neues zugetraut habe und wo ich etwas mutiger war als gestern oder vorgestern? Wo bin ich vielleicht sogar über meinen eigenen Schatten gesprungen und welche Auswirkungen hat das auf mich und mein Leben?


Und auch: Wo will ich einen neuen Anlauf machen? Wo ist jemand über meine Grenze gelaufen? Wie kann es mir gelingen, beim nächsten Mal für mich zu sorgen? Wo war ich achtsam mit mir? Wann und wie habe ich für schon für mich gesorgt?


Selbstliebe ist ein vermutlich nie endender Lern- und Entwicklungsweg. Nutze jede Gelegenheit, neue Facetten von dir kennenzulernen. Und bitte sei so freundlich und geduldig mit dir selbst, wie du es mit anderen bist.




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